CRU Case Study:  Keine Erholung für den europäischen Schrottmarkt 

07. Juni 2023
Düsseldorf

Die Aktivitäten auf dem europäischen Schrottmarkt haben sich seit dem letzten Bericht nicht wesentlich erhöht. Die Nachfrage bleibt in allen Endverbrauchssektoren gering, selbst der Automobilmarkt zeigt Anzeichen von Schwäche. Die begrenzte Verfügbarkeit von Schrott resultiert aus den niedrigeren Raten vieler Halbzeughersteller, wodurch eben allgemein weniger Schrott auf den Markt zurückkommt. Trotz der schwachen Nachfrage schlägt sich dies jedoch nicht in höheren Preisen nieder.

In der Mitte des zweiten Quartals, besteht nur noch wenig Hoffnung, dass es vor dem Sommer zu einer Erholung kommen wird. Da die Nachfrage im dritten Quartal aufgrund einiger Wartungsarbeiten nur selten in Schwung kommt, wurde die Nachfrageerholung auf das vierte Quartal verschoben. Einige bezweifeln sogar, dass sich die Nachfrage in diesem Jahr noch wesentlich verbessern könnte. Vor diesem Hintergrund ist nur schwer erwartbar, dass die Schrott- und Sekundärpreise in Europa in den kommenden Wochen klare Trends aufweisen werden. Die Konsolidierung der Preise wird wohl noch etwas länger anhalten.

Die schwache Nachfrage belastet weiterhin wichtige Sektoren. Die Ergebnisse des ersten Quartals bestätigen die schwierigen Märkte, insbesondere in den Bereichen Verpackung und B&C: Novelis hat seine Ergebnisse für das erste Quartal 2023 veröffentlicht, als einer der größten Abnehmer von Aluminiumschrott in Europa spiegeln diese den Markt als Ganzes wider. Das Unternehmen meldete einen Rückgang der Gesamtlieferungen von Flachwalzprodukten um 5 % gegenüber dem Vorjahr, wobei der Rückgang in Europa mit einem Minus von fast 10 % im Jahresvergleich noch stärker ausfiel. Der Rückgang, so Novelis, sei hauptsächlich auf die geringeren Lieferungen von Getränkedosen zurückzuführen sowie auf die schwache Nachfrage nach Spezialprodukten für den Bausektor. Das Unternehmen hob zwar die gute Nachfrage aus der Luft- und Raumfahrt sowie der Automobilindustrie hervor, doch reichte dies nicht aus, um die Mengenverluste in anderen Sektoren auszugleichen. Als einer der weltweit größten Dosenhersteller bestätigte Ball den gleichen Trend mit einem Rückgang der Lieferungen im ersten Quartal in Europa um 5 % gegenüber dem Vorjahr.

Autor: Guillaume Osouf
Head of Aluminium Prices Development at CRU