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Warum Aluminium die Architektur dominiert

26. August 2022
Düsseldorf

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Aluminium hat sich zu einem entscheidenden Werkstoff in der Architektur entwickelt. Nicht zuletzt aufgrund seiner hervorragenden Eigenschaften hinsichtlich Nachhaltigkeit. Ein Treiber dieser Entwicklung ist die GSB International. Ein Gespräch mit GSB-Geschäftsführer Werner Mader und Marketingleiter Philipp Mader.

ALUMINIUM: Der Beitrag von Aluminium zur Nachhaltigkeit ist wohl allgemein bekannt. Warum ist der Werkstoff aber gerade für die Architektur und die Entwicklung nachhaltigerer Städte so spannend?

Werner Mader: Alle positiven Eigenschaften von Aluminium kommen insbesondere bei Fenstern und Fassaden zum Tragen. Hochwertige und gütegesicherte Beschichtungen mittels Pulver- beziehungsweise Flüssiglack verhelfen Aluminium im Außenbereich zu einem beeindruckenden Erscheinungsbild, tragen zu einer Jahrzehnte währenden Werterhaltung bei und bilden einen wichtigen Eckpfeiler zum nachhaltigen Zusammenleben. Das Gesicht der bekanntesten Skylines der Welt wird von Aluminium gebildet – das ist ja kein Zufall.

 

ALUMINIUM: Der Werkstoff müsste also das große Thema in diesem Bereich sein?

Werner Mader: Wenn es um die Awareness bei den Architekten oder um die Genehmigungen seitens der Baubehörden geht: definitiv! Auf der Baustelle selbst stehen natürlich andere Themen im Fokus, aber hier sehen wir uns durchaus auch als Vermittler zwischen den Welten: Wir können etwa beraten, was farblich oder gestalterisch möglich ist.

„Das Gesicht der bekanntesten Skylines der Welt wird von Aluminium gebildet – das ist ja kein Zufall."

Werner Mader, Geschäftsführer GSB

Philipp Mader: Unsere Mitgliedsbetriebe haben häufig auch eigene Architektenberater. Man kann etwa nicht jeden Farbton in Gegenden mit hoher UV-Einstrahlung einsetzen. Hier müssen die Unternehmen gemeinsam mit den Architekten die optimale Lösung finden.

 

ALUMINIUM: Inwiefern ist die Nachhaltigkeit von Aluminium denn ein Teil des Images von guter Architektur geworden?

Werner Mader: In der Vergangenheit stand Aluminium vor allem dafür, sehr energieintensiv in der Erzeugung zu sein. Durch die gute Recyclingfähigkeit und die herausragende Dauerhaltbarkeit des Materials hat sich das Image jedoch deutlich gewandelt. Zusätzlich schätzen Architekten und Planer die Gestaltungsmöglichkeiten. Man ist nicht – wie etwa bei Stahl – auf einige wenige Profilformen festgelegt, sondern kann für jede Anforderung eigens ein Profil anfertigen. In Zeiten von Losgröße 1 ist das ein enormer Vorteil. Und die Rückführung dieses Werkstoffs in den Kreislauf funktioniert im Allgemeinen wirklich hervorragend, die Schrotte sind sehr begehrt.

Dass Aluminium extrem wertvoll ist, sehen Sie übrigens daran, was passiert, wenn Sie eine abgebaute Fassade auf der Baustelle liegen lassen: Die ist am nächsten Tag weg! Ich denke, der hohe Wert des Werkstoffs hat sich längst herumgesprochen. Die Kehrseite: Jedes Gramm Aluminium, das man in einer Fassade einsetzt, ist für 30 oder auch 50 Jahre aus dem Kreislauf genommen.

 

ALUMINIUM: Die GSB erstellt zahlreiche Qualitätsrichtlinien. Können Sie deren Stoßrichtung und Bedeutung für die Branche erklären?

Philipp Mader: Diese Richtlinien wurden und werden von den Mitgliedern für die Mitglieder erstellt. Und zwar in einem demokratischen Sinne: von zwei gewählten Ausschüssen mit Repräsentanten der gesamten Mitgliedschaft und der gesamten Lieferkette. Die Richtlinien werden prinzipiell über die Norm hinaus entwickelt.  

 

Werner Mader: Die Qualitätsrichtlinien zielen vor allem auf Beschichtungen für den Außeneinsatz in der Architektur ab. Die Qualitätssicherung ist an dieser Stelle besonders wichtig, denn die Beschichtung macht nur einen Bruchteil der Kosten einer Fassade aus. Kommt es hier jedoch zu Qualitätsmängeln, so muss im schlimmsten Falle eine gesamte Fassade demontiert und neu beschichtet werden.

Dazu ist die Dauer des Einsatzes von beschichtetem Aluminium in der Architektur besonders lang. Beschichtete Fassaden aus Aluminium müssen auch nach vielen Jahren das beeindruckende Erscheinungsbild des ersten Tages aufweisen. Das macht eine engmaschige und durchdachte Qualitätssicherung wie die unsere notwendig. Durch unabhängige akkreditierte Prüfinstitute wird regelmäßig überprüft, ob sich unsere Mitgliedsunternehmen an unsere Qualitätsrichtlinien halten.

Diese Bestätigung des Qualitätsniveaus durch neutrale Dritte hat dazu geführt, dass sich Beschichtungen nach den GSB-Qualitätsrichtlinien neben den Ausschreibungen in der Architektur auch in vielen Ausschreibungen der Industrie wiederfinden. Unsere Richtlinien strahlen also weit über die GSB selbst hinaus aus.

„Unsere Richtlinien werden prinzipiell über die Norm hinaus entwickelt."

Philipp Mader, Marketingleiter GSB

ALUMINIUM: Ich gehe davon aus, dass auch Ihr Bereich einem permanenten technologischen Wandel unterliegt?

Werner Mader: Absolut! Zum einen natürlich im Bereich der Inspektionen, hier haben wir wirklich ein neues Level der Flexibilität erreicht. In Zeiten des Lockdowns konnten wir etwa mittels Helmkameras Remote-Audits durchführen – eine Lösung für den Notfall, aber natürlich ein großer Schritt. Hinzu kommt das deutlich erweiterte Angebot an Online-Schulungen. Aber selbstverständlich erleben wir auch permanente Entwicklungen im F&E-Bereich.

 

Philipp Mader: Gerade im Bereich der Beschichtung tut sich wirklich viel. Etwa im Bereich der Entwicklung der Vorbehandlungsmaterialien hinsichtlich der Prozess-Stabilität: chromfreie Vorbehandlungsverfahren waren zu Beginn weniger stabil, das hat sich deutlich verändert. Ein aktuell heiß diskutiertes Thema sind die gasbetriebenen Öfen für das Einbrennen von Pulverlack. Auch angesichts der Entwicklung der Gaspreise werden in der Branche immer häufiger Niedrigtemperaturlacke thematisiert.

 

Werner Mader: Ein weiterer Punkt: Die Normen lassen zum Teil einigen Spielraum zu, sodass man bei Prüfungen teils zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann. Wir testen daher unsere Prüfinstitute untereinander mittels anonymisierter Ringversuche, um zu sehen, ob sie zu gleichen Ergebnissen kommen.

 

Philipp Mader: Kürzlich haben wir gemeinsam mit einem Partnerunternehmen die Vorbehandlung mittels Laser getestet. Hier haben wir in der Beschichtung überraschend hohe Qualitäten erzielt. Das Verfahren ist derzeit im Bereich Beschichtungen für die Architektur noch nicht wirtschaftlich einsetzbar, doch es war ein Blick über den Tellerrand. Klassische Grundlagenforschung, wenn Sie so wollen.