• 08. – 10. Oktober 2024
  • Messegelände Düsseldorf

Europäische Verordnung kritischer Rohstoffe ohne Aluminium?

17. April 2023
Düsseldorf

(c) shutterstock

Die Europäische Kommission hat erst kürzlich ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgeschlagen, mit dem eine sichere, diversifizierte, bezahlbare und nachhaltige Versorgung mit kritischen Rohstoffen für die EU gewährleistet werden soll. Mithilfe des „Critical Raw Materials Act“ sollen europäische Abhängigkeiten von strategischen Rohstoffen überwunden werden, als eines der Hauptziele gelten sowohl die Absicherung als auch die Stärkung der Lieferketten ebenjener Materialien. Schließlich soll prognostizierten Daten zufolge die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen in Europa in Zukunft drastisch steigen. Dabei ist Europa allerdings stark von Importen abhängig, die oft von Lieferanten aus nur einem Drittland mit nahezu monopolistischer Stellung stammen.

Angesichts dieser strategischen Abhängigkeiten in den Lieferketten ist es für die EU von entscheidender Bedeutung, die damit verbundenen Risiken zu minimieren, um die Widerstandsfähigkeit ihrer Wirtschaft zu stärken. Wenn diese Risiken nicht bewältigt werden, könnte dies dazu führen, dass die EU ihre Ziele im Bereich Klimaschutz und Digitalisierung letztendlich nicht erreichen kann.

Durch die im März verabschiedete Verordnung kritischer Rohstoffe soll das Potenzial des Binnenmarkts und der externen Partnerschaften der EU genutzt werden, um die Lieferketten für kritische Rohstoffe innerhalb der EU zu diversifizieren und widerstandsfähiger zu machen. Die Verordnung zielt darauf ab, die Überwachung und Minderung von drohenden Störungen zu verbessern und die Wirtschaft in eine kreislauforientierte und nachhaltige Richtung zu lenken. Was stutzig macht: Die Kommission hat Aluminium nicht als strategisches Material identifiziert.

Die Europäische Verordnung kritischer Rohstoffe

Rohstoffe sind für ein breites Spektrum strategischer Sektoren, wie beispielsweise die Netto-Null-Industrie, digitale Industrie, Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung, unverzichtbar. Die aktuelle Verordnung enthält sowohl eine aktualisierte Liste kritischer Rohstoffe als auch eine Liste strategischer Rohstoffe, die für moderne Technologien notwendig sind, die für die ökologischen und die digitalen Ziele Europas sowie für Anwendungen im Verteidigungs- und Weltraumbereich von Bedeutung sind und bei denen in Zukunft die Versorgung nicht gesichert sein könnte. Die Kommission hat im Rahmen der der Konkretisierung des „Green Deals“ bereits strategische Technologien und Branchen identifiziert.

Die Verordnung soll insgesamt sichere und widerstandfähige Lieferketten in der EU schaffen, die Veredelung, Verarbeitung und das Recycling kritischer Rohstoffe soll erheblich verbessert werden. Im Zuge der Verordnung soll außerdem mehr mit zuverlässigen Handelspartnern weltweit gearbeitet werden, damit die EU nicht mehr so stark von nur einem oder wenigen Ländern abhängig ist. In Verbindung mit der Strommarkt-Reform und der Netto-Null-Industrie-Verordnung soll durch die Maßnahmen zur kritischen Rohstoffversorgung ein förderliches Regulierungsumfeld für eine klimaneutrale Industrie und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft geschaffen werden, wie es im Industrieplan für den „Green Deal“ angekündigt wurde.

Doch ein Material fehlt noch.

Aluminium wurde nicht strategisches Material identifiziert

Die in den Listen aufgeführten Rohstoffe, sollen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Schlüsseltechnologien wie Windenergieerzeugung, Wasserstoffspeicherung oder Batterien spielen, Technologien, die für den Übergang zu einer grünen und digitalen Wirtschaft unerlässlich sind – so wie Aluminium unerlässlich ist. Die Verfolgung der Klimaziele, der„Green Deal“, die Umstellung auf batterieelektische Fahrzeuge, der Ausbau erneuerbarer Energien und Netze ist ohne Aluminium nicht umsetzbar. Ohne eine starke, geschlossene und resiliente Aluminium-Kompetenzkette wird das Risiko einer strategischen Abhängigkeit nur verlagert, statt es zu überwinden. Wieso also wurde Aluminium von der EU nicht als strategisches Material identifiziert? 

Ohne Aluminium kein Green Deal!

Rob van Gils, Präsident Aluminium Deutschland

Auch European Aluminium unterstreicht die entscheidende Rolle von Aluminium als strategischen Rohstoff für die grüne, nachhaltige Transformation. Zwar ist das vorgeschlagene Gesetz über kritische Rohstoffe ist ein erster positiver Schritt, doch muss die Verordnung so gestaltet sein, dass sie die europäische Produktion fördert und erleichtert, wenn sie ihre erklärten Ziele erreichen soll. Aluminium sollte in die Verordnung aufgenommen werden, um den Ansatz der Wertschöpfungskette, wie er im Net-Zero Industry Act festgelegt ist, widerzuspiegeln.

Aluminium als Rohstoff für eine nachhaltige Zukunft

Bei der Transformation Europas in eine nachhaltige Zukunft wird Aluminium eine entscheidende Rolle spielen. Es ist eine Schlüsselkomponente in nahezu allen sauberen Energietechnologien, die im Net-Zero Industry Act als vorrangig eingestuft werden, darunter PV-Solaranlagen, Windturbinen, Netztechnologien und Batterien.

Die Verordnung hat grundsätzlich großes Potenzial: Mit vernünftigen Richtlinien und der richtigen Umsetzung können sowohl das Gesetz kritischer Rohstoffe als auch das Gesetz zur Netto-Null-Industrie Europas Status als globaler Vorreiter in Sachen Klima stärken und der Industrie wichtige Unterstützung bieten. Durch Investitionen in die europäische Rohstoffproduktion und Recycling können die strategische Autonomie und Versorgungssicherheit gestärkt und der Weg in eine grünere Zukunft geebnet werden.