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Welche Folgen hätte ein Gas-Lieferstopp?

30. Mai 2022
Düsseldorf

Die Verfügbarkeit von Gas ist für die Aluminiumindustrie und ihre Produktionsprozesse von enorm hoher Bedeutung. Im Produktionsprozess ist der Rohstoff nicht zu ersetzen, sodass auch in dieser Branche bei einem Lieferstopp die Produktion stillstehen müsste.

Lieferausfälle würden zudem eine noch wichtigere Branche treffen: Fast die Hälfte des Umsatzes macht der Aluminium-Sektor mit der Autoindustrie.

Aus einer von Aluminium Deutschland durchgeführten Mitgliederbefragung Ende April geht hervor, dass neun von zehn Unternehmen der deutschen Aluminiumindustrie nicht auf einen anderen Energieträger ausweichen können, sollte kurzfristig kein Gas mehr zur Verfügung stehen. Bereits ab einer Verringerung der Gaszufuhr von bis zu 30 Prozent würde bei der Hälfte der Unternehmen die Produktion stillstehen, bei einem weiteren Viertel wäre dies bei einer Kürzung von 30-40 Prozent der Fall.

„Wir benötigen eine zuverlässige und möglichst ökologische Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen. Sonst besteht die Gefahr, dass wir uns in noch stärkere Abhängigkeiten von teils unberechenbaren Handelspartnern begeben. Noch ist von Gas für die Aluminiumindustrie und ihre Produktionsprozesse unverzichtbar. Sollte es zu einem Gas-Lieferstopp aus Russland kommen, hätte das dramatische Auswirklungen auf die Betriebe der deutschen Aluminiumindustrie und sehr bald auf die Vielzahl unserer Kundenindustrien“, sagt Hinrich Mählmann, Präsident von Aluminium Deutschland.

Werden die gestiegenen Energiepreise weitergegeben?

Aluminiumverarbeiter, -beschichter oder die Recyclingunternehmen sind von den hohen Energiepreisen betroffen. So ist zum Beispiel Erdgas rund viermal so teuer wie noch vor einem Jahr. Auch hier drohen bei vielen Unternehmen Produktionseinschränkungen oder -stillegungen. Und ob und wie die stark gestiegenen Einkaufspreise an die Kunden weitergeben werden können, ist unsicher. Die Branche ist mehr denn je auf kurzfristige Lösungen und Hilfe aus der Politik angewiesen, sonst werden die langfristig angestrebte Transformation der Branche immer weniger Unternehmen angehen können.

Forderung nach langfristigen Mechanismen

„Es besteht kein Zweifel daran, dass die derzeitigen wirtschaftlichen Folgen die europäischen Unternehmen und insbesondere die Aluminiumindustrie, die bereits mit enormen Herausforderungen auf globaler Ebene wie unfairen Handelspraktiken und höheren Energiekosten konfrontiert ist, schwer getroffen haben. Diese Krise hat die Dringlichkeit für Europa erhöht, seine Widerstandsfähigkeit bei kohlenstoffarmen Energiequellen und Rohstoffen zu stärken, die für den Green Deal strategisch sind. Wir fordern daher die politischen Entscheidungsträger der EU auf, langfristige Mechanismen zu definieren, um die Produktion, die Zugänglichkeit und den Verbrauch von kohlenstoffarmer Energie zu weltweit wettbewerbsfähigen Preisen zu erleichtern“, sagt Ingrid Jörg, Vorsitzende von European Aluminium.

Text: Alwin Schmitt